Liebfrauenkirche

Kirchenführung durch unsere Liebfrauenkirche

Geschichte An der Stelle der heutigen Liebfrauenkirche stand schon im Mittelalter eine Muttergotteskapelle. 1472 wird diese Kapelle erstmals urkundlich erwähnt. Eine Glocke im Turm der Frauenkirche trägt die Jahrzahl 1451. Alljährlich kamen zahlreiche Wallfahrer zur „Maria-Hilf-Kirche“. Auf den ältesten Votivtafeln ist die Kapelle dargestellt, wie sie vor dem Bau der jetzigen Kirche bestand: eine kleine Feldkapelle mit Satteldach, gotischem Turm und kuppelförmigem Anbau. Die gotische Frauenkapelle wurde in den 40er Jahren des 18. Jahrhunderts als zu klein für einen Gnadenort erachtet, außerdem bezeichneten Akten der Liebfrauenkirche diesen Bau als „ganz ruinos“. Zuerst dachte man an eine Erweiterung der Kirche.

Johann Baptist Ehnle, seit 1744 Ortspfarrer in Bobingen, setzte dagegen einen völligen Neubau durch, der 1748 beschlossen wurde. Als Baumeister fand sich Franz Xaver Kleinhans. Dieser hat den ursprünglichen Plan noch mal geändert und eine noch weitaus schönere Kirche erbaut. Am 12. Oktober 1751 konnte die Kirche benediziert werden. Am 17. Oktober wurde das Gnadenbild, welches während der Bauzeit in der Pfarrkirche verehrt worden war, in feierlicher Prozession in die Liebfrauenkirche zurückgebracht. Vermutlich aus der alten Kapelle wurden auch Chorgestühl und Beichtstühle vom Ende des 17. Jahrhunderts übernommen. Mit dem Bau waren alle finanziellen Mittel erschöpft, so dass die Errichtung der Seitenaltäre zurückgestellt werden musste. Erst 1781 konnten sie beschafft werden. Im Jahr 1934 hat Toni Roth die Kirche unter Pfarrer Oscar Müller restauriert. Die letzte Restaurierung wurde 2013/14 durchgeführt.

Hochaltar Der Hochaltar wurde 1750 von dem Kunstschreiner und Bildhauer Josef Einsle aus Göggingen geschaffen. Der Aufbau ist im System noch dem Barock entnommen, Ornament und architektonisches Beiwerk zeigen reifes Rokoko. Die gestaffelten Säulen flankieren die Mittelnische, so dass das Gnadenbild zum Mittelpunkt der Kirche wird. Bei der letzten Restaurierung 1973/74 wurde die Gewandung des Gnadenbildes neugestaltet. Über dem Gnadenbild sind 6 Engelsfiguren aus älterer Zeit zu sehen, vermutlich aus der alten Kapelle übernommen. Über dem Hochaltar ist Gott Vater dargestellt.  Rechter und linker Seitenaltar Rechter und linker Seitenaltar konnten erst 30 Jahre nach dem Neubau beschafft werden. Aufbau und Fassung lassen bereits die strengeren Formen des beginnenden Klassizismus erkennen. Die Säulen mit den hochgeschwungenen Bögen bilden die Umrahmung für die noch ganz im Stil des Rokoko empfundenen Figuren, links St. Josef mit Engeln, rechts St. Johann Nepomuk.

Fresken Im Altarraum ist der Namen der alten Kapelle „Maria-Hilf-Kirche“ versinnbildlicht – Maria, Fürsprecherin in vielerlei Angst und Not: ein Mann wird aus dem Brunnen gerettet, ein Arbeiter stürzt vom Baugerüst, Feuersbrunst und Überschwemmung.
In den Ecken des Langhauses sind die vier großen abendländischen Kirchenlehrer Gregor der Große, Ambrosius, Augustinus und Hieronymus dargestellt, in den Nischen der Seitenwand die damals bekannten 4 Erdteile: Europa mit Weltkugel und Asien, gegenüber Afrika und Amerika.

Das Kuppelfresko im Langhaus entwarf Vitus Felix Rigl im Sinne des Hochbarock als Fortsetzung der realen Architektur. Es soll die Illusion entstehen, dass über dem Kirchenraum sich die himmlische Glorie öffnet. In der Kuppel hat er das Geheimnis und die Verherrlichung der Immaculata (Unbefleckte Empfängnis) dargestellt: zu Füßen Mariens ist die Weltkugel verbildlicht, umschlungen von der Schlange, in der Kugel die Darstellung des Sündenfalles. Maria setzt den Fuß auf den Kopf der Schlange, um ihn zu zertreten. Maria wird von Engeln emporgetragen, der Dreifaltigkeit entgegen – ein Hinweis auf die Gottesmutterschaft Mariens, der durch die weisende Hand Gottvaters, der Darstellung des Christuskindes und die über dem Kind schwebende Taube des Hl. Geistes eine zusätzliche Betonung erfährt.
Zu Füßen Mariens, auf Wolkenbänken postiert, sind die großen Gestalten des Alten und Neuen Bundes zu erkennen. Im Himmelsraum tummeln sich jubelnde Engel, einer hält Krone und Zepter der Himmelskönig bereit.

Votivtafeln

Die Liebfrauenkirche birgt den weitaus größten zusammenhängenden Bestand an Votivtafeln im Landkreis Augsburg. An der Südwand der Liebfrauenkirche findet man nahe 100 Votivtafeln. 47 Tafeln stammen aus dem relativ kurzen Zeitraum von 1691 bis 1711. Die restlichen Tafeln verteilen sich ziemlich ungleichmäßig auf den Zeitraum bis 1849. Die neueren Tafeln finden sich erst wieder ab 1935. Der Großteil von ihnen kommt aus der Kriegs- und Nachkriegszeit. Seit dem Ende der 60er Jahre wurden keine Tafeln mehr gestiftet.  Die Gläubigen danken für erlangte Hilfe getreu dem Patrozinium der alten Kapelle: Maria-Hilf. Die Bilder zeigen die Bittsteller und ihre Anliegen sowie die Gestalt des Gnadenbildes. Man sieht Votanten kniend im Gebet oder als bettlägerige Kranke, mitunter auch die Darstellung von Unfällen, Feuersbrünsten und kranken Tieren. In den Legenden der Bilder tauchen z. T. die Namen noch heute in Bobingen ansässiger Familien auf.

Bedeutung unserer Liebfrauenkirche

Die denkmalgeschützte Frauenkirche in Bobingen gehört zu den feinsten zentralisierenden Rokokokirchen Schwabens und gilt als eine Sehenswürdigkeit aufgrund ihrer Figuren und Gemälde, dem Votivtafelbestand sowie der eigenständigen architektonischen Formensprache des Kirchenbaus. Die Liebfrauenkirche stand früher auf freiem Feld, heute ist sie vom südlichen Stadtteil umgeben. Die zwei Lindenbäume an der Ostseite sind wohl so alt wie die Kirche. Nicht nur für normale Gottesdienste – sondern vor allem für besondere Lebensereignisse wie Hochzeiten – wird die Liebfrauenkirche heute von unserer Pfarrei genutzt. 

Nähere Informationen über unsere Liebfrauenkirche können Sie unserem Kirchenführer entnehmen, den Sie für 4,00 € im Pfarrbüro erwerben können.